Warum wir immer neu anfangen müssen. Und wie uns innere Bilder den Weg weisen.

stagnation

In seinem Gedicht „Stufen“ ermutigt Hermann Hesse den Menschen dazu, immer neu dem Ruf des Lebens zu folgen, „lähmender Gewohnheit“ zu entsagen und aufzubrechen. Warum?

Eine mögliche Antwort liefern uns unsere inneren Bilder. Sie treiben uns an, immer wieder neu anzufangen, weil wir Wesen des Wandels sind. Immer wieder neu anfangen heißt: immer wieder unsere Lebendigkeit bekunden. Immer wieder neu anfangen heißt, den Geist der Lebendigkeit zu wecken. Sie fragen sich jetzt, wie Sie zu Ihren inneren Bildern durchdringen?

Mehr darüber im Workshop „Imagination statt Stagnation“ (21., 28.10. 18/20 Uhr).

Stufen 

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend

Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,

Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend

Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.

Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe

Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,

Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern

In andre, neue Bindungen zu geben.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,

Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,

An keinem wie an einer Heimat hängen,

Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,

Er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten.

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise

Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,

Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,

Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde

Uns neuen Räumen jung entgegensenden,

Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden …

Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Hermann Hesse

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